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Aussergewöhnliches Spiel in der Fremde endet 6:7

re. Ein für einmal aussergewöhnliches Spiel für die 88er. Es ist Samstagmorgen um 8.30 Uhr und bereits findet die Besammlung für das nächste ZSHL Spiel statt. Bevorstehend ca. 1 Stunde und 20 Minuten Fahrzeit in den Norden. Das erste Mal fährt der HC 88 Baar für ein Saisonspiel ins angrenzende Ausland, genauer nach Herrischried in Deutschland. Einige Informationen über das Hockeydorf im Schwarzwald wurden ja bereits im Spielbericht des Hinspiels bekannt gegeben. Eine interessante Information ging allerdings noch vergessen. Herrischried liegt auf 884 m.Ü.M., also etwa gleich hoch wie die Bergstation der Zugerbergbahn. Und was erwartet einem, wenn man in den Norden in die Berge fährt? Genau, es hat Schnee! So empfing uns Herrischried überraschend mit ca. 30 cm Schnee und einer Eiseskälte. Kaum aus dem Auto gestiegen stand man also mit seinen Lackschuhen im nasskalten Matsch. Die Rädlitaschenfraktion unter den Spielern musste für einmal die Tasche über die Schultern schwingen und konnte nicht einfach gemütlich in die Garderobe «röllele».

 

Der Gang ins Stadion war voller Reizüberflutungen. Zuerst entdeckte man das Schwimmbad, welches unter demselben Dach wie das Stadion mit warmem klarem Wasser lockte. Leider kam bald die ernüchternde Erkenntnis, dass man trotz übergrosser Tasche keine Badehose eingepackt hat. Man startete also die Suche nach der Garderobe. Auf dem Weg dorthin passierte man dann das Eisfeld von Herrischried, welches mit den zwei übergrossen Diskokugeln und den farbigen Spotlampen – es findet dort wöchentlich eine Eis-Disco statt – eine gelungene Abwechslung zur Bossard Arena bot. Sogleich wurde man vom regionalen DJ mit Partymusik empfangen. Als man dann langsam aus dem Staunen herauskam, realisierten die ersten vom Team, dass die Banden des Spielfelds doch ziemlich hoch sind und ein elegantes Schwingen aufs Eisfeld wohl schwierig werden könnte. Einige findige Teammitglieder suchten schon Ideen, wie sie wohl via die ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftigen rollenden Spielerbänke über die Bande hechten könnten. Weitere reizüberflutende Dinge, welche während der Garderobe Suche noch so aufgenommen wurden, sind in aufzählender Form: Ein kleiner Kiosk mit Schleckzeug, wie zu alten Herti Zeiten. Ein Töggelichaschte, oder Tischfussball, wie es die Deutschen nennen. 2 Flipperkästen neben dem Eis! Ein DJ Pult, wie es nicht einmal die LG zu bieten hat. Eine Stehplatztribühne, die gerade noch so dem ZSHL Reglement in Sachen Zuschauerzahl entspricht. Und wohl noch einiges mehr, dass der Autor aber von all den Eindrücken übersehen hat.

 

Am Ende des Eisfeldes endete die Suche nach der Garderobe des Gästeteams und man stand vor einem Container. Ja, ein Container. In der Eishalle war es eisig kalt und die stellen da einen Container hin. Der Autor hatte bereits seine blauen Zehen vor Augen. Doch siehe da, die Garderobe stellte sich im Innern als ein heimeliges, grosszügiges und wunderbar gewärmtes Heim mit Teppich heraus. Der kalte und nasse Empfang war also bald vergessen und jeder suchte sich sein  eigenes kleines Reich in der geräumigen Umkleide. Doch bevor die Glückshormone über den warmen Platz ihre Wirkung entfalten konnten, folgte die Hiobsbotschaft. Es hat keine Duschen im Garderobencontainer! Die Duschen befinden sich ganz beim Eingang zum Schwimmbad. Also vorbei an den beiden Flipperkästen, am Töggelichaschte mit den eingefrorenen Fussballspielern, an der mannshohen Bande mit der Türe wie ein Scheunentor, den rollenden Spielerbänken ohne Getränkehalter, den zwei funkelnden Diskokugeln, die Treppe hinauf, dann vorbei an dem in die Kindheit zurückversetzenden Kiosk, durch das Drehkreuz der Kasse und die Umkleidekabine des Schwimmbads. Da wird man nie mehr ein schlechtes Wort über die Duschen der Academy Arena verlieren.

 

Egal, der Fokus gehört nun erst einmal dem Spiel. Noch ein paar ermahnende Worte des Coaches, dass das Hinspiel mit der damaligen Leistung auch ins Auge hätte gehen können und ab aufs Eis. Mitgereist waren übrigens auch drei Fans der Baarer, welche der Kälte in der Halle trotzten. Dank der Kälte war die Eisqualität 1A und die Vorfreude auf das Spiel war riesig. Das Spiel begann dann jedoch etwas verhalten und die Gastgeber aus Deutschland konnten bereits nach etwas mehr als 2 Minuten in Führung gehen. Der Fehlstart konnte dann allerdings durch ein Solo von Gregor Iten wieder ausgebügelt werden. Es folgte bald das zweite Tor für die Baarer durch Schmidü auf Pass von Mättü, die Welt war wieder in Ordnung. Zudem liess die 88er Defensive dem Gegner kaum mehr eine Chance, so ging man mit dem Spielstand von 1:2 in die erste Pause. Die Führung war allerdings gemessen an den Spielanteilen zu knapp, so gab es in der Pause weitere ermahnende Worte des Coaching Staff.

 

Mit neuem Elan ging man ins zweite Drittel und konnte erneut durch Schmidü auf 1:3 erhöhen. Doch die Baarer brachten nicht die Ruhe in ihr Spiel wie es sein sollte. Nur kurz nach dem dritten Tor gelang den Gastgebern der Anschlusstreffer und nur 15 Sekunden später gar der Ausgleich. Die 88er versuchten sich wieder zu sammeln und tatsächlich, nach einem Energieanfall von Mätti kam die abprallende Scheibe via der Nummer 17 (das bin ich 😊) auf die Schaufel von Dominik Rüegg und der versenkte das Ding kaltblütig. Die Jubelschreie blieben den Baarern aber fast im Halse stecken, denn 19 Sekunden nach dem erneuten Führungstreffer glichen die Deutschen bereits wieder aus.

 

So musste man mit einem 4:4 ins dritte Drittel starten. In diesem Abschnitt war das Spiel von Nervosität geprägt und es kam zu einigen Strafen, total 12 Zweiminuten-Strafen. Das Spiel war aber nicht etwa unfair, es gab lediglich da und dort einige übereifrige Aktionen. Der Respekt zwischen den beiden Teams war aber jederzeit gewahrt. Es gab aber auch Tore im dritten Spielabschnitt, leider zuerst auf der falschen Seite. So fasste sich die 24 der Deutschen ein Herz und umkurvte die Gelb-Blauen, zuletzt die Nr. 17 (ja, das bin leider auch ich), wie Pylonen und versenkte die Scheibe ohne mit der Wimper zu zucken. Nach 53:08 gingen die Herrischrieder also wieder mit 5:4 in Führung. Aber die Minute 53 war nicht etwa die Minute von Herrischried. Nein, es war die Minute von unserem Strebel Flo. Gerüchten zufolge aus den Zuschauerrängen hat Flo nach dem Tor der Deutschen irgendetwas zu sich genommen. Einige behaupten gar, sie haben gesehen, wie er innert Kürze ein ganzes Spanferkel verschlungen hat. Andere meinten, er habe sich wie Hulk in ein unmenschliches Wesen verwandelt und beim Betreten des Eisfeldes Risse ins Eis gestampft. Wie auch immer, was dann passierte war sicher nicht mehr menschlich. Die 85 kam aufs Eis und hat nur 16 Sekunden gebraucht das Spiel wieder auszugleichen. Aber damit nicht genug. Im gleichen Einsatz, 9 Sekunden später, versenke er die Scheibe mit einem herrlichen Schuss erneut in den Maschen. Innert weniger als 10 Sekunden 2 Tore! Die Veganer dieser Erde verspürten alle gleichzeitig ein lautes Knurren in ihren Mägen (oder was davon noch übrig ist). Es war das Brüllen des Hulks.

 

Das Spiel war aber noch nicht zu Ende. Die Herrischrieder spürten, dass der HC 88 Baar heute zu schlagen war. So kam es wie es kommen musste und die Nachlässigkeit der 88er wurde ausgenützt. Die Deutschen schossen das 6:6. Das Spiel musste in die Verlängerung. In dieser Verlängerung konnten die Baarer zu Beginn in Überzahl agieren. Und dieses Mal war es nicht der Hulk. Nein, es war der Walliser Wolf Schmidü mit einem gezielten Slapshot entschied er das Spiel in der zweiten Minute der Verlängerung mit seinem persönlichen Hattrick. Ein versöhnliches Ende also für die angereisten Baarer, das Spiel wurde mit 6:7 gewonnen.

 

 

Wobei, das Ende der Geschichte ist dies noch nicht. Es stand ja noch der lange Weg zur Dusche quer durch die kalte Eishalle bevor. Doch dieser war gar nicht so schlimm wie befürchtet. Und die Duschen, jede mit eigener Kabine und Privatsphäre, waren ein wahrer Genuss. Ich verfluche jetzt schon wieder die Duschen der Academy Arena, anstelle des sternförmige Schlangentreffs würde ich noch so gerne vorbei an den beiden Flipperkästen, am Töggelichaschte mit den eingefrorenen Fussballspielern, an der mannshohen Bande mit der Türe wie ein Scheunentor, den rollenden Spielerbänken ohne Getränkehalter, den zwei funkelnden Diskokugeln, die Treppe hinauf, vorbei an dem in die Kindheit zurückversetzenden Kiosk, durch das Drehkreuz der Kasse und die Umkleidekabine des Schwimmbads.