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Knapper Sieg im ersten Spiel gegen Liganeuling

mb. Zum Start möchte ich mit einem Vergleich aus einer anderen Sportart beginnen, da in der ZSHL entsprechende Statistiken weit weniger gut dokumentiert sind. Rafael Nadal und Novak Djokovic, zwei absolute Weltstars im Herrentennis, haben bereits 54 Mal gegeneinander gespielt, wobei das serbische Tennisass in 28 Spielen (52% gewonnen) und damit etwas öfters als Sieger vom Feld ging. Öfters sind in der Open Ära (seit 1968) keine Spieler gegeneinander angetreten. Fast ähnlich so gut kennen sich die langjährigen ZSHL-Teams wie HMH, Shocking Blue, Greenhorns, Zugerland und der HC 88 Baar.  Wenn man so oft gegeneinander antritt, dann sind Geheimnisse und Überraschungen eher selten. Ein völlig unbeschriebenes Blatt hingegen ist der Liga-Neuling EHC Herrischried aus unserem nördlichen Nachbarland. Herrischried ist eine kleine Gemeinde im Bundesland Baden Würtenberg, welche jedoch nicht einmal 20 Kilometer Luftlinie von der Schweizer Grenze entfernt liegt. Im Ort wohnen nicht einmal 3000 Einwohner, ist also gar für Schweizer Verhältnisse ein Kaff  kleines Dorf. Am vergangenen Sonntag gastierte nun die zweite Garde der örtlichen Eishockeymannschaft in Zug in der Academy Arena. 

 

Der EHC Herrischried konnte im ersten Spiel in der ZSHL Mitte Oktober sogleich einen knappen Auswärtssieg gegen den HC Zugerland II einfahren, kassierte dann aber zwei Wochen später eine vermutlich sehr schmerzhafte 0:21-Klatsche zuhause gegen die Greenhorns aus Menzingen. Nun gastierten sie zum zweiten Mal in Zug und wussten vermutlich selber nicht ganz, was sie erwarten würde: Eher ein Zugerland, gegen das man nach Aussagen von Augenzeugen mit etwas Unterstützung von Fortuna mit 3:2 gewinnen konnte, oder ein Menzingen, gegen die man bereits ein kleines Eishockeytrauma erlitten hatte. Nun, die Antwort liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. 

 

Der erstmals abwesende Captain Lucca hatte vor dem Spiel im Mannschaftschat noch eine halbstündige Motivationsrede geschickt ("Hau ine, Thomas!"), deren tiefgründige Botschaft bei allen anzukommen schien. Seine Stellvertretung übernahm Roman Elsi aka Topscorer souverän, welcher mit seiner soliden Leistung auf und neben dem Eis am Ende verdientermassen als Teamplayer des Spiels ausgezeichnet wurde. Leider hatte der in den Ferien weilende Präsi den vergangene Woche erstmals gewonnen "Kübel" im Garderobenkästli vergessen  als Massbecher mit auf Teneriffa genommen, weshalb Roman mit einer mit Liebe überreichten Trinkflasche als symbolischer Ersatz Vorlieb nehmen musste. 

 

Nun aber, wie verlief die erste Affiche der Baarer gegen den Neuzugänger? Die 88er starteten mit zwei Toren in den ersten acht Minuten gut ins Spiel, kassierten dann aber bereits wieder den Anschlusstreffer. Die Herrischrieder zeigten sich äusserst motiviert, teils gar etwas übermotiviert, was in vereinzelten, unnötigen Checks resultierte. Im Grossen und Ganzen war es jedoch ein sehr faires Spiel, welches die Schiedsrichter gut im Griff hatten.  Nach einem Drittel stand es 4:2 für die Baarer, besonders berauschend war die Vorstellung aber aus ihrer Sicht noch nicht. Der zweite Gegentreffer resultierte aus einem unnötigen Bullyverlust in der eigenen Zone, welche der Gegner blitzschnell und eiskalt mit einem flachen Schuss in die rechte Ecke ausnützen. Genau um solche Tore zu verhindern, sind Bully-Übungen im Training von Zeit zu Zeit unerlässlich, wobei jedoch nicht nur der Center gefordert ist, sondern alle fünf Feldspieler ihren Job machen müssen. Immerhin hatten sich vier verschiedene Torschützen für die vier Treffer verantwortlich gezeichnet, was als sehr positiv zu werten ist. Zu den ersten drei dieser vier Treffer lieferte jeweils Dominik 'Ruego' Rüegg den entscheidenden Pass, auch beim allerletzten Treffer des Spiels von Strebel hatte er den Stock vor dem finalen Schuss im Spiel. Eine starke Passgebervorstellung, die unsere Nummer 91 da zeigte. Das zweite Drittel war dann eher eines zum vergessen, es ging mit 1:2 an Herrischried. Der HC 88 zeigte sich im weiteren Spielverlauf weiterhin nicht von seiner besten Seite, in der 48. Minute fiel dann der Ausgleichstreffer durch Herrischried, genauer gesagt durch Maximilian Rünzi, der mit einem Hattrick zumindest ein persönliches Erfolgserlebnis verbuchen konnte. Nun pumpte das Adrenalin bei den 88er etwas stärker, dementsprechend stieg auch die Leistung wieder an. Mit zwei Treffern durch den zweiten und dritten Block konnte man sich eine matchentscheidende Zwei-Tore-Führung erarbeiten, welche die Deutschen sogleich zu einem Time-Out zwang (im Bild die 88er, welche diese Zeit ebenfalls nutzen, um sich auszutauschen). Die letzten Spielminuten verliefen eher unspektakulär, am Ende war die Hauptsache, dass die 88er den Sieg ins Trockene bringen konnten - doch von einer Galavorstellung und der Leistung gegen HMH im letzten Spiel waren sie weit entfernt.

 

Nun geniesst der HC 88 ein spielfreies Wochenende, bevor sie dafür in zwei Wochen gleich zwei Duelle innert weniger als 24 Stunden haben werden. Zeit genug, um sich selbstkritisch zu hinterfragen, was man nächstes Mal wieder besser machen muss - ansonsten droht gegen Shocking Blue möglicherweise die erste eigene, schmerzvolle Klatsche der Saison.