Businesstrip. Grümpelturnier. Nachtessen mit Kollegen. Verpflichtungen bei anderen Teams. Die Abmeldungen für das (seit langem terminierte, Anm. d. Red.) Playoff-Viertelfinalspiel gegen den Tabellen 2. Sursee Indianas kamen in schockierender Zahl. Der Vorstand um Coach Dietziker hatten die ganze Saison für die beste Zeit des Jahres hingearbeitet. Es wurden neue, starke Spieler verpflichtet und das erste Mal seit Jahren ist der HC 88 Baar personell wieder gut aufgestellt.
Nach 3 Siegen in den letzten 3 Meisterschaftsspielen wurde der 7. Tabellenplatz erreicht. Zuletzt konnte man die Hockeypläuschler von Eschholzmatt mit 10:5 schlagen, wobei der Sieg erst in den letzten 10 Minuten und nach erneuter Standpauke des Trainers im trockenen war.
Nun heisst es, dem Tabellenzweiten mit Ex-Baarer Schmid die Stirn zu bieten. In der einzigen Begegnung während der Meisterschaft verlor man ein knappes Spiel mit 5:6, wobei Schmid mit zwei Toren die Baarer ärgerte. Damals war das Kader der Baarer noch nicht so gut bestückt – doch genau diese Unterstützung fehlte dem Trainerstaff an jenem 16.03. für die Reise nach Sursee. Abwesend waren Lang, Kohli, Voneschen (alias die gesamte zweite Sturmlinie), Weiss, Rufer, Vanini und Jacomet. Die Gründe der Abmeldung waren teils verständlich, teils fragwürdig.
Doch der psychologisch ausgebildete Coach Dietziker liess sich davon nicht beunruhigen und mit viel Nachdruck konnten doch 15 Feldspieler ins Aufgebot beordert werden. Pech nur, dass Oldie Nyffenegger nach Anmeldung die interne Website nicht mehr kontaktierte und somit seinen Auftritt verpasste.
«Offense wins games, defense wins championships» ist eine alte Hockey-Weisheit, welche auch an diesem Abend gelten sollte. Mit dieser Einstellung gingen die Baarer aufs Eis und merkten rasch, dass die Indianas eine solide Defense besitzen. Doch Coach Dietziker ging mit gutem Beispiel voran und umlief eben erwähnte Defense routiniert und schob zum 1:0 ein. Die Baarer fanden sich danach häufiger in der eigenen Zone und mussten zahlreiche Indianer-Angriffe abwehren. Zum Glück konnte Torhüter Hofmann allfällige Patzer der Verteidigung ausmerzen. Dies zumindest bis zur 14. Minute, als Hauenstein zum 1:1 ausgleichen konnte.
Man konnte grundsätzlich zufrieden sein mit dem ersten Drittel, auch wenn in der Offensive noch kein klares Konzept gegen die starke Indianer-Verteidigung stand. Man schwor sich weiterhin, fern der Strafbank zu bleiben und weiterhin primär hinten dicht zu halten.
Das zweite Drittel startete ähnlich wie das erste: Raphael «workhorse» Melliger konnte nach Zuspiel von Kapanek etwas überraschend die Führung für Baar wiederherstellen. In der Folge erlaubte sich Jandl ein Beinstellen (zumindest wurde dies vom Schiedsrichter so beurteilt) und im anschliessenden Gerangel wollte Rüegg etwas zu energisch Teil der Unterhaltung sein. Resultat daraus war eine Doppelte Unterzahl für Baar und Sursee brauchten genau 3 Sekunden um das Spiel durch einen sehenswerten one-timer wieder auszugleichen. Kurz nach Ablauf der zweiten Strafe konnte Oberson Torhüter Hofmann erneut erwischen und konnte die Indianer das erste Mal in Führung bringen. Dies führte bei den Baarern nicht gerade für Selbstvertrauen und das Spiel wirkte zeitweise etwas chaotisch und ohne nennenswerte Aktionen.
Erneut benötigten die Baarer Mannen also eine Standpauke des Trainerstaff; es drohten die letzten 20 Minuten Hockey der Spielzeit 2023/2024 zu werden.
Auch wenn die Abwesenheitsliste an diesem Abend lange war, die beiden besten Torjäger waren trotzdem mit von der Partie. Und so landete die Scheibe in der 45. Minute nach einem Ronaldinho-ähnlichen Pass von Gisler bei Gregor «boom boom bromstick» Iten, welcher in Ovetchkin-Manier die Scheibe unter die Latte zimmerte. Und plötzlich war die Partie wieder komplett offen. Es folgte ein offener Schlagabtausch für die nächsten 8 Minuten, bis es erneut Oberson war, welcher mittels Flatterball den Baarer Keeper bezwingen konnte.
So musste Dietziker auf 2 Linien umstellen und die Kräfte konzentrieren, um die Saison doch noch zu verlängern. 3 Minuten vor Schluss nutzte Loretz dann etwas Platz aus um in die Mitte zu ziehen und einen seiner berühmten «in die Beine der Verteidiger» Schüsse abzugeben. Doch diesmal war das Bein des Verteidigers etwas zu weit weg und die Scheibe fand tatsächlich den Weg ins Tor. Ausgleich.
Die letzten 3 Minuten waren dann von Spannung kaum zu übertreffen – Torhüter Hofmann verhinderte den erneuten Führungstreffer für die Indianas gleich zweimal bei einem 2:0.
So rettete man sich in die Verlängerung, welche in der ZSHL 3:3 gespielt wird. Die Linien wurden nochmals stark durchmischt und einige waren wohl froh, nicht noch diese Strapazen auf sich nehmen zu müssen. Doch lange sollte es nicht dauern: Melliger entwischte seinem Gegenspieler, liess sich gekonnt auf die linke Seite abdrängen um dann dem zu bemitleidenden Verteidiger ein «Tunnel» zu schieben und die Scheibe zum frei stehenden Biedermann zu befördern. Dieser musste dann nur noch einschieben und alle Dämme brachen.
Baar besiegt als Tabellen 7. das zweitbeste Team der Saison und darf nun am kommenden Sonntag gegen die altbekannten Greenhorns um den Finaleinzug spielen. Die Stimmung in den Baarer Katakomben ist sicherlich gut und Captain Loretz lässt sogar seinen präpubertären Playoffbart wachsen, aber um Menzingen zu schlagen braucht es erneut 110% von jedem Spieler.